Stillers Dachboden
  Nacht
 

Nun, da die Nacht all ihre Hände auf die Fenster legt, gehe ich noch einmal dahin, von wo ich meine Worte hole; dort ist es kühl und man hört kaum etwas als flachen Atem und dumpfen Herzschlag; dort lebt niemand, wäre er doch sonst längst der Farblosigkeit anheim gefallen; dort leuchtet nichts.
  Ich denke noch einmal an sie, bringe ihr ein paar Sätze mit. Rosa-Rote habe ich dort keine Gefunden –nur einige von meiner Not nicht ganz da ohne sie zu sein. Aber wem sollte ich davon erzählen? Mir? Ich weiß doch davon. Ihr? Sie soll mich nicht lesen.
  Man müsste Bilder malen können, anstatt von ihnen zu erzählen, zeigen können, dass sie mehr Farbe ist als der Rest der Welt, in dieser Nacht ein Feuer legen, das dann scheint wie sie. Ersätzlich ist das hier, eine Kette hohler Glieder ist das hier –und jetzt? Ohne sie.
  Ich hoffe sie fände die Kette schön, auch wenn sie matt ist statt zu funkeln, wenn sie silbern ist statt Gold. Legte ich sie ihr an, könnte ich erfahren ob sie ihr gefiele und gleichsam ich dazu, denn diese Kette ist gesammelt von den Orten an denen ich bin, zu den Zeiten an denen ich bin und geschmiedet, wie ich dann und dort gewesen bin.
  Zu viel ‚Ich’ wenn hier doch Worte für sie stehen sollen. Welche allerdings? Welche, die schön genug, die noch nicht abgenutzt sind? Wer sie habe, leihe sie mir bitte für einen Moment, oder für eine halbe Ewigkeit, damit ich sie ihr schenken könnte.
  Die Hände der Nacht liegen noch immer an den Fenstern; sie weilen dort nun nicht mehr lang; man hätte schlafend warten sollen, doch erst jetzt tritt der Schlaf an mich heran; ich werde sie wieder sehen wollen; und der Tag wird wieder vergehen; die nächste Nacht mit ihren Gespenstern –ich kann sie schon kommen sehen.

 
  Heute waren schon 2 Besucher (7 Hits) hier!  
 
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden